30.04.2020 | 13:17

Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Limburg-Wetzlar

Corona-Krise belastet Arbeitsmarkt – aktuelle Zahlen für den Lahn-Dill-Kreis

Corona-Krise belastet Arbeitsmarkt. Foto: Arbeitsagentur

Corona-Krise belastet Arbeitsmarkt. Foto: Arbeitsagentur

Arbeitslosenquote steigt im April 2020 um 0,6 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich gab es im Agenturbezirk 1.693 Arbeitslose mehr. Lahn-Dill-Kreis: 792 Arbeitslose mehr als im Vormonat, 879 mehr als vor einem Jahr.1.965 Betriebe (30,9 Prozent) zeigten im März und April für 27.917 Personen (28,7 Prozent) Kurzarbeit an.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar waren im April 2020 insgesamt 12.082 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Quote von 5,2 Prozent, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. Im März 2020 lag die Zahl der Arbeitslosen bei 10.649, die Arbeitslosenquote betrug 4,6 Prozent. Vor einem Jahr waren 10.389 Menschen im Bezirk ohne Beschäftigung – die Quote lag seinerzeit bei 4,5 Prozent.

Von den insgesamt 12.082 arbeitslosen Personen waren 4.965 bei den Arbeitsagenturen in Limburg, Wetzlar und Dillenburg gemeldet. 2.546 Arbeitslose wurden beim Jobcenter Limburg-Weilburg gezählt. 4.571 Arbeitslose meldete das Kommunale Jobcenter des Lahn-Dill-Kreises.

„Üblicherweise berichten wir Ende April stets über sinkende Arbeitslosenzahlen, nicht so in diesem Jahr”, erklärte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar, Angelika Berbuir bei Vorlage der Arbeitsmarktzahlen für den abgelaufenen Monat. Von März auf April sei die Arbeitslosigkeit in Folge der Corona-Pandemie erheblich gestiegen. Im Vergleich zum April 2019 liege der Bestand ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert – im Lahn-Dill-Kreis um 13,3 Prozent. Nahezu sämtliche Personengruppen seien von dieser Entwicklung betroffen. Für den Anstieg gibt es nach Berbuirs Angaben verschiedene Ursachen: „Zum einen haben sich die Zugänge aus Erwerbstätigkeit signifikant erhöht. Besonders viele Arbeitslosmeldungen gab es aus der Arbeitnehmerüberlassung, dem Handel, dem Baugewerbe, dem Gastgewerbe und dem Verkehrs- und Lagereibereich. Insgesamt hatten wir im April 369 mehr Zugänge in die Arbeitslosigkeit, als im Vorjahresmonat“. Zudem habe sich die bislang ohnehin verhaltene Frühjahrsbelebung nicht fortgesetzt. Dies hatte zur Folge, dass eine deutlich niedrigere Zahl an Abgängen in Erwerbstätigkeit zu verzeichnen gewesen sei. Insbesondere in den Bau- und Ausbauberufen seien in diesem Jahr wesentlich weniger Wiedereinstellungen erfolgt. „Dass wir es im abgelaufenen Monat vor allem auch mit einem Abgangsproblem zu tun hatten, wird augenscheinlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass wir 1.461 Abgänge aus Arbeitslosigkeit weniger hatten, als im April 2019. Die Unternehmen erteilten uns im letzten Monat 70 Prozent weniger Vermittlungsaufträge, als vor einem Jahr”, so die Agenturchefin weiter. Der Stellenbestand sei nur deswegen nicht weiter zurückgegangen, weil auch weniger Arbeitsstellen durch Arbeitgeber besetzt worden seien. Der überwiegende Teil des Bestandsrückgangs bei den Stellen sei auf Stornos der Unternehmen zurückzuführen. „Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Corona-Krise den Arbeitsmarkt in unserem Agenturbezirk spürbar belastet”.

„Dass der ,Shutdown’ nicht zu einer noch erheblicheren Ausweitung der Arbeitslosigkeit geführt hat, ist auf die umfangreiche Inanspruchnahme der Kurzarbeit zurückzuführen. Sowohl im Lahn-Dill-Kreis, als auch im Landkreis Limburg-Weilburg haben rund dreißig Prozent der anspruchsberechtigten Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Betroffen ist in beiden Landkreisen mehr als jeder vierte Arbeitsplatz”, berichtete die Arbeitsmarktexpertin weiter. Allerdings bedeute dies auch, dass die anzeigenden Unternehmen den Arbeitsausfall für die rund 44.000 Arbeitnehmer als nur vorübergehend bewerten und berechtigte Hoffnungen hegen, in absehbarer Zeit wieder ihre Beschäftigung aufzunehmen oder auszuweiten. Seit Lockerung der wirtschaftlichen Beschränkungen hätten etliche Kurzarbeiter, deren Arbeitszeit komplett ausgefallen war, ihre Arbeit bereits wieder aufgenommen.

Lahn-Dill-Kreis

Im Lahn-Dill-Kreis lag die Arbeitslosenquote im April bei 5,4 Prozent und damit 0,6 Prozentpunkte über dem Vormonat. Im April 2019 betrug die Quote 4,8 Prozent. In absoluten Zahlen: 7.507 Personen waren im letzten Monat als arbeitslos registriert. Das waren 792 mehr als im März (+11,8 Prozent) und 879 mehr als vor einem Jahr (+13,3 Prozent). Im Jahresdurchschnitt 2019 betrug die Arbeitslosenquote im Lahn-Dill-Kreis 4,8 Prozent. 6.640 Personen waren 2019 durchschnittlich arbeitslos gemeldet.

Im aktuellen Monat wurden 39,1 Prozent (2.936 Personen) der gemeldeten Arbeitslosen von der Agentur für Arbeit betreut. Somit ist die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III (Arbeitsagentur) innerhalb eines Monats um 434 Personen (+17,3 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 939 Arbeitslose (+47,0 Prozent) gestiegen. 60,9 Prozent (4.571 Personen) aller Arbeitslosen waren im April beim kommunalen Jobcenter Lahn-Dill gemeldet. Das Jobcenter verzeichnet somit im Vormonatsvergleich einen Anstieg um 358 Arbeitslose (+8,5 Prozent). Gegenüber April 2019 hat sich die Arbeitslosigkeit hier um 60 Personen reduziert (-1,3 Prozent). Arbeitslose, die aufgrund einer vorherigen Beschäftigung Arbeitslosengeld I erhalten, werden von der Arbeitsagentur betreut. Gleiches gilt für Erwerbslose, die kein Arbeitslosengeld I beziehen, deren Lebensunterhalt jedoch anderweitig gesichert ist. Für Arbeitslose, die keinen Anspruch (mehr) auf Arbeitslosengeld I haben und auf Leistungen der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich ,Hartz IV’) angewiesen sind, ist das Jobcenter zuständig. Im Schnitt des Jahres 2019 waren bei der Arbeitsagentur 2.073 Arbeitslose und beim Jobcenter 4.567 Arbeitslose gemeldet.

Die Anzahl arbeitsloser Männer stieg im Lahn-Dill-Kreis gegenüber dem Vormonat um 428 auf 4.307 Arbeitslose (+11,0 Prozent). Die Zahl arbeitsloser Frauen erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 364 auf 3.200 Betroffene (+12,8 Prozent). Im Vorjahresvergleich nahm die Arbeitslosigkeit bei den Männern um 655 Arbeitslose (+17,9 Prozent) zu, bei den Frauen stieg sie um 224 Arbeitslose (+7,5 Prozent) an. 2019 waren jahresdurchschnittlich 3.666 Männer und 2.974 Frauen arbeitslos gemeldet.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vormonat um 140 Personen oder 21,7 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum April 2019 hat sie sich um 207 Personen (+35,8 Prozent) erhöht. Aktuell sind 785 Jugendliche unter 25 Jahren als Arbeitslose gemeldet. Im Durchschnitt des Jahres 2019 waren 620 unter 25jährige von Arbeitslosigkeit betroffen.

Bei den 50jährigen und älteren lag die Zahl der Arbeitslosen im abgelaufenen Monat bei 2.440 Personen und nahm damit im Vergleich zum Vormonat um 193 Personen (+8,6 Prozent) zu. Gegenüber April letzten Jahres ist bei diesem Personenkreis ein Anstieg um 191 ältere Arbeitslosen (+8,5 Prozent) festzustellen. Im Jahresdurchschnitt 2019 waren bei den Arbeitsagenturen in Wetzlar und Dillenburg sowie beim kommunalen Jobcenter des Lahn-Dill 2.214 ältere Arbeitslose gemeldet.

Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen lag im April im Lahn-Dill-Kreis bei 696 Personen und damit um 48 Betroffene oder 7,4 Prozent über dem Wert des Vormonats. Im Vergleich zum April 2019 war ein Rückgang von einem arbeitslosen Schwerbehinderten zu verzeichnen (-0,1 Prozent). Im Jahr 2019 waren jahresdurchschnittlich 686 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet.

Im Berichtsmonat waren im Lahn-Dill-Kreis 2.421 Ausländer als arbeitslos registriert. Dies waren 195 arbeitslose Ausländer mehr als im März (+8,8 Prozent) sowie 237 mehr (+10,9 Prozent) mehr als im April letzten Jahres. Im Durchschnitt des Jahres 2019 waren 2.209 Ausländer von Arbeitslosigkeit betroffen.

Der Zugang gemeldeter Arbeitsstellen lag in diesem Monat deutlich unter dem Vorjahresniveau. 158 Vermittlungsaufträge bedeuten ein Minus von 423 Stellen oder 72,8 Prozent gegenüber April 2019.  2019 wurden insgesamt 5.605 Stellenangebote zur Besetzung gemeldet.

Kurzarbeit

In den beiden Monaten März und April 2020 gingen bei der Arbeitsagentur Kurzarbeitsanzeigen von 1.965 Betrieben aus dem Lahn-Dill-Kreis für 27.917 Arbeitnehmer ein. Wie viele davon im März und April tatsächlich kurzgearbeitet haben, steht erst nach drei Monaten fest, da die Betriebe so lange Zeit haben, ihre Abrechnungslisten einzureichen. Somit haben 30,9 Prozent aller anspruchsberechtigten Betriebe seit Beginn der Corona-Pandemie Kurzarbeit angezeigt. Von Kurzarbeit betroffen ist im Lahn-Dill-Kreis mehr als jeder vierte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz. Im gleichen Vorjahreszeitraum zeigten 6 Betrieb für 65 Arbeitnehmer Kurzarbeit an.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2019 bis April 2020 meldeten sich im Lahn-Dill-Kreis 1.249 Ausbildungssuchende. Dies waren 185 oder 12,9 Prozent weniger, als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. 564 dieser Jugendlichen sind derzeit noch unversorgt (Vorjahreswert: 601). Demgegenüber meldeten die heimischen Unternehmen und Verwaltungen bislang insgesamt 1.448 freie Ausbildungsstellen. Dies sind 150 Stellen bzw. 9,4 Prozent weniger, als vor einem Jahr. 819 dieser Lehrstellen sind bislang noch unbesetzt. Ende April 2019 waren noch 838 Ausbildungsstellen frei. Auf einen Ausbildungssuchenden kommen derzeit statistisch gesehen 1,16 gemeldete Ausbildungsstellen. Im Vorjahr waren es 1,11 Stellen.

Die Original-Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar vom 30. April 2020.